Vorbericht
Vor der Untersuchung Ihres Pferdes steht das gemeinsame Gespräch. Wichtig sind für mich Vorgeschichte, Haltung & Fütterung, die reiterliche Nutzung, eventuelle Krankheiten und Ihr aktuelles Anliegen. Wünschenswert ist die Anwesenheit des Besitzers und/oder des Reiters während der Behandlung. Befunde und auftretende Fragen können so unmittelbar besprochen werden.

Ganganalyse
Beurteilt wird das Pferd im Stand und in der Bewegung, jeweils auf unterschiedlichen Böden. Gegebenenfalls ist es sinnvoll Ihr Pferd an der Longe in verschiedenen Gangarten zu sehen. Taktunreinheiten oder Unregelmäßigkeiten im Gangbild, die Kopf-Halshaltung oder auch die Haltung des Schweifes können wichtige Hinweise vor der Behandlung liefern.
Wichtig ist es zu Anfang eine akute Lahmheit auszuschließen, diese gehört nicht in das Themengebiet der Osteopathie, sondern sollte schulmedizinisch behandelt werden!


Osteotherapeutische Untersuchung und Behandlung
Für die gesamte Behandlung sollten Sie ca. 1,5-2 Stunden Zeit einplanen. Außerdem ist es von Vorteil Halle oder Reitplatz möglichst alleine zur Verfügung zu haben, die Pferde können sich besser konzentrieren, sind weniger abgelenkt und die notwendige Ruhe für eine entspannte Behandlung ist vorhanden. Im Vordergrund steht die Untersuchung und Behandlung der Auswirkungen von Bewegungseinschränkungen, die z.B. durch Muskelverspannungen und Gelenkblockaden hervorgerufen wurden. Diese Bewegungseinschränkungen werden diagnostiziert und mit Hilfe von manuellen Techniken beseitigt. Alle Gelenke werden im Seitenvergleich getestet und entsprechend der Befunde behandelt. Ziel der Osteopathie ist ein Mobilitätsgewinn!

Zahncheck
Eine kurze Maulhöhlenuntersuchung (ohne Sedation, ohne Maulgatter) am Ende der Behandlung gibt z.B. Hinweise auf Haken, überstehende Kanten, Wolfszähne oder Milchkappen, um nur einige zu nennen. Dies können Ursachen für Blockaden z.B. in den Kiefergelenken oder im Halswirbelsäulenbereich sein. Die regelmäßige Zahnbehandlung ist ein wesentlicher Punkt für die Gesundheit des Pferdes, der für die meisten Pferdebesitzer mittlerweile selbstverständlich ist.

Kontrolle Sattel- und Zaumzeug
Eine Kontrolle des Sattels und der Trense ist sinnvoll, da das Sattelzeug oft ursächlich ist für Blockaden in der Wirbelsäule oder Verspannungen in der Muskulatur und schlimmstenfalls sogar Atrophien im Muskelbereich hervorrufen kann. Nicht jedes Gebiss passt in jedes Pferdemaul, eine genaue Untersuchung der Laden, der Beschaffenheit des Gaumens und der Zunge geben Aufschluss über individuelle Merkmale.


Nach der Therapie
Therapieplan
Jedes behandelte Pferd soll sich 2 Tage lang so bewegen wie es möchte, d.h. Koppelgang, Paddock, freilaufen oder an der Hand spazieren gehen sollte gewährleistet werden. Mit dem Besitzer wird ein individueller Therapie- und Trainingsplan ausgearbeitet, je nach Ausbildungsstand und dem Ergebnis der Untersuchung.

DIPO-Trainer
Der DIPO-Trainer ist vom Deutschen Institut für Pferdeosteopathie entwickelt worden und wird üblicherweise bei Rückenproblemen, Genick- und Anlehnungsschwierigkeiten eingesetzt. Er wird nicht zum Reiten verwendet, sondern nur für den therapeutischen Einsatz an der Longe. Ich verleihe den DIPO-Trainer gegen Gebühr, sodass sich die Besitzer in Ruhe mit dem Einsatz vertraut machen können. Nicht jedes Pferd kommt mit diesem Hilfszügel zurecht, deshalb ist es sinnvoll z.B. im Rahmen einer Nachkontrolle das Longieren mit dem DIPO-Trainer erstmalig auszuprobieren und dann gemeinsam zu entscheiden, wie weiter vorgegangen wird.

Matrix Rhythmus Therapie
Die Matrix-Rhythmus-Therapie hat ihren Ursprung an der Universität Erlangen/ Nürnberg im humanmedizinischen Bereich. Mittlerweile wird sie auch erfolgreich bei der Behandlung von Pferden und Hunden eingesetzt. Diese Therapie basiert auf dem Prinzip, dass alle Körperrhythmen bis in die Zellen darstellbar sind. Gesundes Gewebe zeichnet sich durch ordnungsgemäß ablaufende zelluläre Prozesse aus, funktionieren diese Prozesse, z.B. in der Muskulatur nicht mehr richtig, kommt es zu einer mangelhaften Versorgung der betroffenen Zellareale. Es entstehen funktionelle unspezifische, schmerzhafte Störungen, die nach und nach im Muskel-, Knochen- oder Knorpelgewebe strukturelle Veränderungen nach sich ziehen.
Hier setzt die Matrix-Rhythmus-Therapie an: mittels eines speziell geformten und patentierten Resonators werden phasensynchrone mechanomagnetische Schwingungen in den Körper tiefenwirksam eingekoppelt. Der Muskel wird von außen in Schwingung versetzt und sein Schwingungsmuster in Richtung normal taktender Muskulatur moduliert. Das Gewebe wird bis in seine Mikrostrukturen hinein mobilisiert.
Die Matrix-Rhythmus-Therapie eignet sich daher sehr gut nach einer osteotherapeutischen Behandlung.


Akupunktur
Die TCVM (Traditionelle Chinesische Veterinärmedizin) richtet sich auf das Wiederherstellen des Gleichgewichts im ganzen Körper. Es handelt sich um ein jahrtausende altes energetisches Heilverfahren, welches die Selbstheilungskräfte des Körpers anspricht und diese aktiviert. Wie die Osteotherapie gehört auch die Akupunktur zur Regulationsmedizin. Nach einem Vorgespräch mit dem Besitzer und dem Untersuchen des Patienten wird eine chinesische Diagnose erstellt. Aufgrund dieser Diagnose werden Akupunkturpunkte genadelt, die einen Einfluss auf den körpereigenen Energiefluss entlang der Meridiane haben. Blockaden werden so gelöst und Stagnationen bewegt. Das Ziel ist ein natürliches Gleichgewicht im Organismus wieder aufzubauen. Auch hier besteht die Möglichkeit einer "Erstverschlimmerung" bestimmter Symptome, diese verschwinden aber meist sehr schnell wieder, ein Zeichen, dass der Körper reagiert. Akupunktur kann bei folgenden Erkrankungen helfen oder unterstützend wirken:
  • Bewegungsstörungen/Schmerzsyndrome aller Art
  • Geriatrische Probleme
  • Akute und chronische Erkrankungen der Atemwege, des Magen-Darm-Trakts, der Haut, der Augen, des Urogenitaltrakts, des Herz-Kreislauf-Systems
  • Hormonelle Störungen (z.B. Fruchtbarkeitsprobleme, M.Cushing)
  • Steigern des Immunsystems
  • Oder einfach als Check oder als Nachbehandlung einer Osteotherapie

Hirudotherapie
Die Blutegeltherapie (= Hirudotherapie) gehört zu den ältesten Heilmethoden in der Medizingeschichte. Egel werden sehr erfolgreich eingesetzt, wenn es aufgrund eines Staus der Körperflüssigkeiten zu Krankheiten im Körper kommt. In Deutschland gibt es die Biebertaler Blutegelzucht GmbH, der einzige deutsche Züchter von Blutegeln für den medizinischen Bedarf.

"Wissenswertes"
  • Die Egel heften sich mit ihrem Saugnapf fest, der Kopf mit den 3 Kiefern "sucht" nach einer geeigneten Stelle am Pferd
  • Möglicherweise vernimmt das Pferd einen brennnesselartigen Schmerz, wenn der Egel zubeißt
  • Der Saugakt kann etwa 30 Minuten dauern
  • Die Egel geben innerhalb dieser 30 Minuten die wirksamen Stoffe ab
  • 10 Zentimeter um die Bissstelle herum wirken die Speichelstoffe des Egels
  • Die Speichelinhaltsstoffe werden individuell für jeden Patienten zusammengestellt

Hauptwirkungen der Speichelinhaltsstoffe:
  • Lokal: schmerzreduzierend und entzündungshemmend
  • Systemisch: blutverdünnend und gerinnungshemmend
  • durchblutungsfördend
  • Lymphdrainage

Indikationen:
  • Tendinitis/Tendovaginitis (Erkrankungen der Sehnen und Sehnenscheiden)
  • Fesselträgerentzündung
  • Myositis (Entzündungen der Muskulatur)
  • Hufrollenentzündung
  • Phlegmone, Abszesse
  • Huferkrankungen: Hufrehe, Hufkrebs
  • Arthrose/Arthritis (Erkrankungen der Gelenke)
  • Spondylose
  • Ekzem z.B. Sommerekzem, Mauke
  • Gallen (auch Piephacken)
  • Hämatome
  • Frische Verletzungen!
  • Equines Sarkoid
  • Druckstellen
  • Wundheilungsstörungen
  • Narben
  • Thrombose, Thrombophlebitis (Erkrankungen der Venen)

Verhaltensregeln für den Pferdebesitzer vor der Behandlung:
  • Das zu behandelnde Areal darf mindestens 3, besser 5 Tage vorher nicht mit Salben, Desinfektionsmittel, Fliegenspray oder Glanzspray eingerieben oder eingesprüht werden!
  • 1 Woche vorher Präparate und Ergänzungsfuttermittel mit Teufelskralle und Knoblauch absetzen!

Übliche Nebenwirkungen:
  • Nachblutung (2-12 Stunden), wichtig und wünschenswert!
  • Lokale Wärme
  • Rötung im Bereich der Bissstelle
  • kleinere Schwellungen um die Bissstelle herum
  • Mattigkeit oder Übermut des Pferdes

Mögliche Nebenwirkungen:
  • Allergische Reaktion
  • Wundinfektion (größere Schwellung bis hin zur Phlegmone)
  • Anschwellung der regionalen Lymphknoten
  • Temperaturerhöhung
  • Juckreiz
  • lange andauernde Depigmentierung um die Bissstelle
  • Narbenbildung

Verhaltensregeln für den Pferdebesitzer nach der Behandlung:
  • Die Wunde offen lassen!
  • entstandene Krusten an der Bissstelle lassen
  • heruntergelaufenes Blut vorsichtig abwaschen, möglichst erst unter der Bissstelle beginnen und nur mit sanftem Wasserstrahl, ein zu straffer Wasserstrahl begünstigt Infektionen!
  • ruhiges Reiten oder Longieren je nach klinischem Befund des Patienten erlaubt


Manuelle Lymphdrainage
Reiter und auch viele Tierärzte glauben, dass "angelaufene Beine" kein wirkliches Problem darstellen, da sie durch Bewegung oft an Umfang verlieren. Mittlerweile weiß man, dass es sich um das Frühstadium eines Lymphödems handelt und rechtzeitig mit Manueller Lymphdrainage (MLD) behandelt werden sollte. Die Manuelle Lymphdrainage ist die wirksame Therapie gegen das chronische Lymphödem, vorausgesetzt, sie wird rechtzeitig begonnen. Je chronischer (härter) die Hautveränderungen sind, desto geringer ist die Entstauung und der langfristige Erfolg der MLD.
Dass Pferde eine besondere funktionelle Schwäche der Lymphgefäße im Bereich des Fußes zeigen, ist schon länger bekannt (Meyer 1988).
Aufgrund dieser Untersuchungen entwickelten Prof. Dr. Dirk Berens von Rautenfeld und Dr. Anna Rötting von der Tierärztlichen Hochschule Hannover ein Konzept zur Manuellen Lymphdrainage beim Pferd.
Seit 1999 werden regelmäßig Kurse am Pferd durch das Europäische Seminar für Equine Lymphdrainage (E.S.E.L.) angeboten.


Die 4 Säulen der Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie (KPE):

  1. Manuelle Lymphdrainage
  2. Kompressionsverband oder -strumpf
  3. Bewegungstherapie
  4. Haut- (Wund-) und Hufpflege


Haupteinsatzgebiete der MLD:

  • Angelaufene Beine
  • Chronische Phlegmone/ Elephantiasis
  • Bewegungsbedingte Myopathien*
  • Sehnenerkrankungen*
  • Hufrehe*
  • *Cave: tierärztliche Behandlung zusätzlich erforderlich!


Ablauf der MLD (am Beispiel des chron. Lymphödems):

  • Besprechung der Vorgeschichte zur vorhandenen Erkrankung (bisherige Therapien, Medikamente), Aufklärung des Besitzers über die voraussichtliche Dauer der MLD (z.B. alle 2-3 Tage über 3 Wochen), anfallende Kosten
  • Klinische Untersuchung des Pferdes (Ganganalyse, Herzauskultation, Untersuchung der betroffenen Gliedmaße)
  • Messung des Ödems, Protokollierung der Ödemabnahme
  • Manuelle Lymphdrainage, ca. 30-45 min
  • Anlegen eines Kompressionsverbandes, Versorgung eventuell vorhandener Hautläsionen/ Narben, Einölen des Kronsaumes
  • Alternativ: Anlegen eines Kompressionsstrumpfes, wenn der Umfang des Beines dies zulässt
  • Besprechen eines Therapieplans (Bewegung, Haltungsbedingungen, Hygiene)